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Unrealistische Altersvorsorge-Sparraten

Juli 2013

Im Folgenden lesen Sie für ausgewählte Personengruppen (junge Menschen, Frauen, Erben, Familien und Doppelverdiener), wer wie viel für das Rentenalter beiseitelegen müsste, wenn ein Auskommen auch unter dauerhaft niedrigen Zinsen gesichert werden soll.

Diese – meistens absurd hohen – Sparraten hat Focus Money Online im Mai errechnet. Wer weniger ausgeben kann, braucht höhere Renditen. Zumindest sollten die staatlichen Förderungen aus Artikel 2 genutzt werden.

Sparrate für die Jugend bis zu den heute 30-Jährigen: 570 €

Ganz sicher denken die wenigstens Menschen von der Jugend bis zum 30. Lebensjahr in erster Linie daran, wie man den Lebensabend finanziell auf sichere Beine stellt. Dabei ist ihre Situation bereits jetzt fatal. Eine realistische Chance auf eine ausfinanzierte Rentenzeit hat diese Generation kaum. Wer als heute 30-Jähriger später eine Wunschrente von 1.800 € anstrebt, müsste zusätzlich zu seiner gesetzlichen Rente monatlich 570 € sparen. Und dabei ist eine Rente in Höhe von 1.800 € wahrlich nicht viel. Focus Money Online urteilt über diese Zahlen: „Das hieße, spätere Altersarmut gegen heutige Jugendarmut einzutauschen“.

Wer nur 200 € im Monat ansparen kann, der braucht unter sonst gleichen Rahmenbedingungen eine jährliche Rendite von 5,78 %, um auf seine Wunschrente zu kommen.

Sparrate für eine alleinerziehende Frau: 608 €

Alleinerziehende sind in der heutigen Gesellschaft keine Seltenheit, vor allem Mütter sind häufig betroffen. Viele Betroffene können nur halbtags arbeiten, um bestmöglich die Erziehung und den Beruf miteinander zu vereinen.

Ohne die laufenden Unterhaltszahlungen lässt sich bei dem so möglichen Einkommen der Alltag finanziell kaum bestreiten. Selbst wenn man eine sehr lange (fast unrealistisch lange) Spardauer von 42 Jahren zu Grunde legt, ergibt sich für diese Gruppe eine Sparsumme von 608 €, um auf eine bescheidene Rente in Höhe von 1.500 € (inklusive gesetzlicher Rente!!) zu kommen. Wie soll eine heute 25-jährige Alleinerziehende diese Summe von ihrem bescheidenen Gehalt bestreiten?

Wenn nur 150 € monatlich gespart werden können, wird bereits eine Rendite von 6,32 % zur Abbildung der Wunschrente benötigt.

Sparrate für Erben: 628 €

Bis zum Jahr 2020 werden rund 1,7 Billionen Euro vererbt – eine ganze Generation an Erben steht vor der Tür. Nehmen wir an, das komplette Erbe in Höhe von 70.000 € fließt bei einem heute 20-Jährigen vollständig in die Altersvorsorge. Bei einer Wunschrente von 2.000 € wären noch immer monatlich 628 € Sparrate fällig – und zwar 47 Jahre lang.

Können nur 150 € beiseitegelegt werden, bräuchte diese Person trotz Erbschaft eine Rendite von 6,32 %.

Sparrate für Familien: 512 €

Der alleinverdienende Familienvater mit einem jährlichen Gehalt von 65.000 € hat eine vierköpfige Familie zu versorgen. Und das ist trotz regelmäßiger Gehaltserhöhungen gar nicht so einfach. Dennoch denken die Eltern bereits seit fünf Jahren an die Altersvorsorge und sparen monatlich 200 €. Dies wollen sie auch die nächsten 32 Jahre fortführen.

Zudem wird eine Erbschaft in Höhe von 150.000 € erwartet. Doch selbst mit dieser Erbschaft, die komplett für das Rentenalter zur Seite gelegt wird, ist die gemeinsame Wunschrente noch nicht zu erreichen. Das Erbe alleine bringt eine Zusatzrente von 719 €. Weitere 512 € würden erst die Wunschrente vervollständigen.  Oder eine Anlage der Erbschaft mit einer Rendite von 7,03 %.

Sparrate für Doppelverdiener: 804 €

Doppelverdiener ohne Kinder – sogenannte DINKs („Double Income No Kids“) – haben meistens kaum Verpflichtungen und im Vergleich mit den anderen Personengruppen häufig den größten finanziellen Spielraum. Doch selbst bei einem gemeinsamen Jahreseinkommen von 110.000 € ist ein geregelter Lebensabend keine Selbstverständlichkeit. Ein Ziel der DINKs ist das mietfreie Wohnen, so dass häufig für das Eigenheim gespart wird. Zusätzlich streben sie eine gemeinsame Rente von 3.500 € an.

DINKs können zumeist auf hohe gesetzliche Renten zurückgreifen. Dennoch klafft zur Wunschrente eine Lücke von 1.194 € im Monat. Zur Schließung dieser Lücke wären monatliche Sparbeiträge während der Arbeitszeit in Höhe von 804 € notwendig. Dies ist auch für DINKs eine Herausforderung. Neben den abzuzahlenden Hausraten können vielleicht noch 400 € aufgebracht werden – dann wäre eine Rendite von 5,1 % erforderlich, um auf die Wunschrente zu kommen.

Bei allen Beispielen sind die Auszahlungen mit Kapitalverzehr innerhalb von 25 Jahren kalkuliert. Wer länger lebt, müsste noch mehr Kapital ansparen.

Die Medien haben in den letzten Wochen eine Vielzahl solcher Zahlenbeispiele gebracht. Allen Beispielen liegen immer unsichere Annahmen über die Entwicklung vieler Faktoren zugrunde (z. B. Zinsen, Inflation, Löhne und Gehälter usw.). Dennoch ist das aktuelle „Wachrütteln“ der Medien zu unterstützen.