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Größte Rentenlücke aller OECD-Länder

Januar 2013

Deutschland besitzt das größte Rentengefälle zwischen Frauen und Männern in den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Zu diesem Ergebnis kommt die neue OECD-Studie zur „Gleichstellung der Geschlechter“. Demnach erhalten Frauen hierzulande im Schnitt nur die Hälfte der durchschnittlichen Renten von Männern. Zwei Drittel der deutschen Rentner sind Frauen und 10 % von ihnen leben bereits jetzt in Altersarmut.

Die Gründe

Niedrigere Einkommen und kürzere Beitragszeiten zur gesetzlichen Rentenversicherung seien bei Frauen die Hauptgründe für ihre niedrigen Renten im Geschlechtervergleich. Das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern beträgt im internationalen Durchschnitt der OECD-Länder für mittlere Gehälter 16 %. Deutschland liegt mit 22 % beachtlich über diesem Wert. Als Grund wird die verstärkte Teilzeitarbeit von Frauen in Deutschland angeführt.  

Zwar liegt der Anteil der erwerbstätigen Frauen in Deutschland mit 68 % über dem Durchschnitt der OECD-Länder – dieser liegt bei 60 %. Allerdings arbeiten vor allem Mütter oft nur in Teilzeit. Bei den 25- bis 54-Jährigen mit Kindern in der Schule oder in einer Ausbildung sind es 62 %. In Frankreich sind dies beispielsweise gerade einmal 26 %.

Kritik am Betreuungsgeld und Frauenquote in Top-Positionen

Die OECD übt in der Studie Kritik am Betreuungsgeld für Eltern, das vor allem Frauen motivieren könnte, Kleinkinder zu Hause zu betreuen. So würde der Unterschied in den Renten zwischen Frauen und Männern weiter forciert werden. Insgesamt verfehle Deutschland vielerorts ein „qualitativ hochwertiges und erschwingliches Betreuungsangebot“.

Nur 26 % der deutschen Führungskräfte sind Frauen. In den deutschen Vorständen oder Aufsichtsräten sitzen gar nur 6 % Frauen. Auch dies wird von der OECD in diesem Zusammenhang scharf kritisiert.

OECD fordert flexiblen Renteneinstieg

Auch in die nationalen Diskussionen zum Renteneintrittsalter schaltet sich die OECD ein. Alle sieben Jahre wächst die Lebenserwartung in den Industrieländern um ein Jahr. Daher schlägt die OECD nach den Beispielen von Dänemark oder Italien eine Koppelung des Renteneintrittsalters an die Entwicklung der Lebenserwartung vor.

Die OECD erwartet, dass das Renteneintrittsalter in der Hälfte der Mitgliedstaaten auf lange Sicht bei 65 Jahren liegen werde. Für 14 Länder wird ein Renteneintrittsalter von 67 bis 69 Jahren vorausgesagt. Bereits in 28 der 34 OECD-Länder sei eine Anhebung geplant oder beschlossen. Doch halte diese Planung nicht mit dem realen Altern der Gesellschaften Schritt.

Die Hälfte des letzten Nettoeinkommens

Die erfolgten Rentenreformen der vergangenen 10 Jahre führten laut OECD in vielen Ländern zu einer deutlichen Kürzung der staatlichen Altersrenten. Meistens sinken die Leistungen zwischen 20–25 %. Im OECD-Durchschnitt können Menschen, die heute mit dem Arbeitsleben beginnen, eine staatliche Rente in Höhe der Hälfte des letzten Nettoeinkommens erwarten. In Deutschland liegt dieser Wert eher einige Prozentpunkte darunter.

In 13 Ländern ist eine private Altersvorsorge obligatorisch – dann sind Leistungen von 60 % möglich.

Eine solche Verpflichtung zur eigenverantwortlichen Altersvorsorge gibt es in Deutschland bislang nicht. So ist es für Frauen noch schwerer, die Rentenunterschiede zu den Männern auszugleichen.