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Einfluss von Rendite und Inflation auf die Altersvorsorge

Juni 2013

Im Spiegel vom 6.5.2013 wurde der Fall von Pia Müller, einer 56-jährigen Betriebswirtin aus Grafenwöhr in der Oberpfalz geschildert. Sie hat im Alter fast 100.000 Euro weniger zur Verfügung als sie kalkuliert hatte. Ursprünglich prognostizierte ihr die Nürnberger eine Auszahlung aus ihrer Lebensversicherung in Höhe von 291.185 Euro. Dieser Wert war zwischenzeitlich auf 186.471 Euro geschrumpft. Für Frau Müller bedeutet dies einen schwerwiegenden Einschnitt, da ihr die gesetzliche Rentenkasse derzeit nur 900 Euro in Aussicht stellt – gemessen an der Vorsorgeplanung von Frau Müller, zu wenig.

Der Fall von Frau Müller zeigt: Eine große Herausforderung liegt in der Prognose, wie viel Kapital im Rentenalter zur Verfügung steht. Sicher ist hingegen, dass es weniger sein wird, als man ursprünglich kalkuliert hat.

Sparen während des Berufslebens

So wie Frau Müller geht es vielen Deutschen: Sie sind überrascht, wie wenig Geld später zur Verfügung steht. Fakt ist, die gesetzliche Rente reicht heute vielfach nur zur finanziellen Grundversorgung – eine eigenverantwortliche Zusatzvorsorge ist unabdingbar. Dabei ist für die jüngeren Generationen das Problem umso schwerwiegender: Die Lebenserwartung steigt weiter, die Geburtenrate stagniert – immer mehr junge Menschen müssen also die Altersvorsorge der Älteren finanzieren.

Deshalb ist dem Großteil der Menschen klar: Wer im Rentenalter Altersarmut vermeiden möchte, muss während des Berufslebens Geld zurücklegen. Dies sollte optimalerweise möglichst viel Kapital sein und möglichst lange liegen – und dann heißt es hoffen, dass sich das Kapital vermehrt. Auch eine Arbeitstätigkeit im Rentenalter wird mehr und mehr zum Alltag gehören.

Zinsen – die große Unbekannte

Die große Variable beim Hoffen auf die wundersame Vermehrung des Ersparten sind die Zinsen. Wenn das Gesparte mit attraktiven Zinsen verzinst wird, sorgen Zins und Zinseszins für ein überproportionales Wachstum des Ersparten. Doch diese Blase ist spätestens seit der Finanzkrise geplatzt. Gut sind die niedrigen Zinsen zwar für Hauskäufer, Banken und auch für Regierungen, weil es nun günstig ist, Kredite aufzunehmen. Doch die Geldschwemme kann zu einem weiteren negativen Effekt für die Vorsorgesparer führen: zur Inflation. Und diese würde das Ersparte weiter auffressen.

Ein dramatisches Beispiel

Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau in München hat im Auftrag des Spiegels das Zusammenspiel von Rendite und Inflation an folgendem Beispiel veranschaulicht: Angenommen eine heute 33-jährige Frau möchte im Rentenalter, also mit 67, eine Zusatzrente von 1.000 Euro aufbauen. Andreas Beck prognostiziert, dass eine durchschnittliche Geldanlage heute allenfalls 2 % Rendite im Jahr nach Steuern und Kosten bringt. So müsste diese Frau insgesamt ein Kapital von 587.000 Euro ansparen, wenn sie davon ausgeht, dass ihr Erspartes einer Inflation von jährlich ebenfalls 2 % ausgesetzt ist. Auf den Monat runter gerechnet entspricht dies einem Sparbetrag von rund 1.000 Euro – eine für die meisten Menschen nicht zu realisierende monatliche Altersvorsorge-Sparsumme.

Wenn man nun noch vorsichtiger kalkuliert und eine Inflation von 2,5 % annimmt, so steigt der Sparbetrag auf monatlich 1.300 Euro. Sollten die Notenbanken gar die Zinsen noch weiter absenken und die Rendite durch diese Maßnahme auf null absinken, schwillt der monatliche Vorsorgebedarf bereits auf fast 1.900 Euro an. 0 % Rendite und 2,5 % Inflation würden das benötigte Kapital auf 2.400 Euro ansteigen lassen. Unfassbare Werte in einem schlechten, aber angesichts aktueller Entwicklungen nicht gänzlich undenkbaren Szenario.

Was tun?

Der Spiegel fasst zusammen: „So düster die Aussichten auch sind, Alternativen zum privaten Sparen gibt es nicht.“ Wer sich heute alleine auf die gesetzliche Rente verlässt, dem fehlen im Rentenalter im Durchschnitt 800 Euro im Monat, wenn man wenigstens 60 % des letzten Nettolohnes bekommen möchte.

Axel Börsch-Supran, Leiter des Forschungszentrum für Altersfragen am Münchener Max-Planck-Institut, führt aus, dass sich die Menschen heute darauf einstellen sollten, ein Drittel ihres Einkommens für die Altersvorsorge aufzubringen – wenn man alle Beiträge zur gesetzlichen Rente, zur privaten und betrieblichen Vorsorge zusammenrechnet.

Noch immer ist in der Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge deutlich Luft nach oben – der Spiegel führt hierzu aus: „Nur jeder fünfte Arbeitnehmer nutzt die sogenannte Entgeltumwandlung. Viele bereuen es später bitter.“ Hiermit spielt der Spiegel auf den Brutto-Netto-Effekt der betrieblichen Altersvorsorge an. Noch attraktiver ist die betriebliche Altersvorsorge im Vergleich zu anderen Vorsorgeformen, wenn der Arbeitgeber sich beteiligt. Und eine solche Arbeitgeberbeteiligung wird angesichts obenstehender Zahlen immer wichtiger.