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Drastische Lücken bei Betriebsrenten

September 2013

  „Kommt jetzt der Betriebsrenten-Schock?“, so titelt Bild-Online am 16.9.2013. Richtig ist, dass auch Deutschlands Konzerne im Niedrigzins-Dilemma stecken, denn ihre Rentenkassen erwirtschaften kaum noch Renditen. So musste z. B. die Lufthansa bereits ihre Rentenzusagen kürzen.

Hier lesen Sie, warum die Finanzierungslücken in den Betrieben für die zugesagten Rentenleistungen größer werden, was die Unternehmen dagegen tun und ob dies auch für Unternehmen relevant ist, die nicht am Dax notiert sind.

Unterscheidung Betriebsrente/betriebliche Altersvorsorge

Wichtig ist zunächst folgende Unterscheidung: Bei den aktuell angesprochenen Betriebsrenten handelt es sich nicht um die betriebliche Altersvorsorge über Entgeltumwandlung. Die Differenzierung der Entgeltumwandlung von den hier gemeinten Betriebsrenten geht in den Medien etwas unter. Für den Vorsorgesparer kann dies zu unnötigen Unsicherheiten führen, da auch die Entgeltumwandlung oft als Betriebsrente bezeichnet wird.

Bei der Entgeltumwandlung baut der Arbeitnehmer aus seinem Bruttogehalt selber eine Rentenanwartschaft auf, die über eine Versicherung finanziert wird. Diese Form der betrieblichen Altersvorsorge ist mit der aktuellen Diskussion nicht gemeint.

Bei der in den Medien aktuell thematisierten Betriebsrente handelt es sich um eine Leistung, die der Arbeitgeber finanziert. Früher waren dies in der Regel leistungsorientierte Zusagen, bei dem das Unternehmen dem Mitarbeiter eine Rentenleistung in einer definierten Höhe garantiert hat. Aufgrund der Veränderungen am Kapitalmarkt und auch des demografischen Wandels (geringere Verzinsung und längere Lebenserwartung) waren diese Modelle nicht mehr zu finanzieren. Daher dominieren heute beitragsorientierte Systeme, bei denen dem Mitarbeiter ein arbeitgeberfinanzierter monatlicher Sparbeitrag zugesagt wird.

Dauertief bei den Zinsen setzt Unternehmen zu

Bei der Lufthansa hat die Niedrigzinsphase bereits negative Auswirkungen auf die Betriebsrente für die Angestellten genommen. Bislang wurde eine üppige Verzinsung der eingezahlten Beiträge von 6 – 7 % garantiert. Diese Garantie wurde 1994 in einem Tarifvertrag festgeschrieben. Nun wurde dieser Tarifvertrag gekündigt, da solche Zinsen heute nicht mehr zu erwirtschaften sind. In der Nachfolgeversion soll die Zinsgarantie fallen, deswegen hat Ver.di bereits Streiks angedroht.

Noch ist die Lufthansa mit dieser drastischen Maßnahme eine Ausnahme in der deutschen Unternehmenswelt. Doch die Lufthansa steht mit dieser Herausforderung nicht alleine da. Und wenn die Niedrigzinsphase weiter anhält – und dies erscheint aktuell als sehr realistisch – dann werden sicher schnell weitere Beispiele folgen. Andere Unternehmen haben oft eine garantierte Verzinsung der Beiträge von 3,5 – 4 % zugesagt. Auch wenn diese Zusagen geringer sind als die der Lufthansa – auch diese Zusagen sind schwer zu realisieren. Am Ende gibt es als Lösung nur zwei Möglichkeiten: Geld nachschießen oder die Rentenzusagen kürzen.

Lücken bei Mittelständlern und DAX-Unternehmen

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die Finanzierungslücke berechnet. In den kommenden Jahren klafft alleine bei den Betriebsrenten der Mittelständler eine Deckungslücke von 4,1 Milliarden Euro. Eigentlich sollten deren Pensionsverpflichtungen in Höhe von insgesamt 24 Milliarden Euro durch Kapitalanlagen gesichert sein. Dafür reichen jedoch die Zinseinnahmen nicht aus.

Bei den größten börsennotierten Unternehmen sieht es nicht anders aus. Laut der Unternehmensberatung Towers Watson beliefen sich zum Ende des Geschäftsjahres 2012 die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen auf rund 314 Milliarden Euro. Dem gegenüber stand ein sogenanntes Planvermögen in Höhe von 192 Milliarden Euro. Das Planvermögen ist ein Puffer, auf den die Unternehmen nur zu dem ihm bestimmten Zweck zugreifen kann, in diesem Fall ist dies die Deckung der Pensionszusagen.

Damit ergibt sich bei den Dax-Unternehmen, dass nur für 61 % der bisherigen Rentenzusagen auch wirklich Rücklagen gebildet wurden.

Auch kleinere Unternehmen betroffen

Generell kann jedes Unternehmen betroffen sein, das eine Pensionszusage installiert hat. Denn alle Pensions- oder Direktzusagen sind den gleichen Marktmechanismen unterworfen, wie es bei den Dax-Unternehmen der Fall ist. Wichtig ist eine Prüfung, ob und wenn ja, inwieweit die Zusagen notleidend, also nicht ausfinanziert sind.

Fragen Sie die INNOVEST AG gerne wegen einer Analyse an – wir zeigen Ihnen auf, ob die Pensionsverpflichtungen Ihres Unternehmen betroffen sind. Auch können wir Ihnen Wege zur Schließung der Finanzierungslücken darstellen.

Im nächsten Artikel gehen wir näher auf die Situation bei den Dax-Unternehmen ein: Welche Unternehmen haben die größten Herausforderungen zu lösen? Wo liegen ihre Hauptprobleme?