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Die Rentnerrepublik Deutschland

Mai 2013

Am Dienstag, den 14. Mai 2013 stieg der zweite Demografiegipfel in Berlin, den Kanzlerin Angela Merkel zur Chefsache gemacht hatte. Aus gutem Grund: Die Tatsache, dass die Deutschen immer älter und weniger werden, bedroht nachhaltig unseren Wohlstand.

In neun Arbeitsgruppen arbeiten Minister und Experten seit einem halben Jahr an dem Thema, doch passende Antworten scheinen noch immer nicht gefunden worden zu sein. So sollte auch dieser Gipfel neue Antworten auf die Frage geben, wie Deutschland mit der alternden Gesellschaft umgehen muss.

So sieht die deutsche demografische Zukunft aus

Destatis berichtet, dass Deutschland bis 2060 von jetzt 81,7 Mio. Menschen auf nur noch 65 bis 70 Mio. Bundesbürger schrumpfen wird. Momentan ist nur jeder fünfte Deutsche über 65 Jahre alt. Bereits 2030 wird der Anteil der über 65-Jährigen bereits bei 29 % liegen, 2060 bereits bei 34 %.

Auch der Arbeitsmarkt wird sich weiter wandeln. 62,5 % der Bevölkerung sind im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) – dies sind 50 Mio. Deutsche. 2060 wird nur noch jeder zweite Deutsche im erwerbsfähigen Alter sein.

Heute kommen auf einen Rentner drei Personen im erwerbsfähigen Alter. Bereits 2030 wird dieses Verhältnis nur noch bei eins zu zwei liegen.

Auch die Landflucht verschärft sich. Bereits seit 1991 gehen die Bevölkerungszahlen auf dem Land zurück, besonders im Osten. Bis 2060 werden jedoch in allen Bundesländern die Bevölkerungszahlen schrumpfen, im Durchschnitt gar um 20 %.

Auswirkungen auf Gesundheits- und Pflegekosten

Die Gesundheitsvorsorge ist durch diese Entwicklung stark betroffen. Mehr ältere Menschen bedeuten mehr Bedarf an Medizin. Jedoch ist weniger Geld vorhanden, um diese Medizin zu bezahlen. Würde der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung von derzeit 15,5 % bestehen bleiben, würden die Einnahmen bis 2050 um bis zu 30 % sinken.

Selbstverständlich muss auch im Bereich der Pflege ein Umdenken passieren. Bis 2040 wird die Zahl der Pflegebedürftigen um bis zu 76 % auf insgesamt 3,26 Mio. steigen. Allein die Zahl der Demenzkranken wird sich auf 2,4 Mio. im Jahre 2050 verdoppeln.

Schluss mit Reden

Ursula Staudinger, Demografieexpertin von der Uni Bremen, fordert, dass spätestens in der kommenden Legislaturperiode Handeln das Reden in der Politik ersetzt. Staudinger fordert mehr Investition in die Ressource Mensch. Konkret empfiehlt sie die Schaffung besserer Rahmendaten für ein längeres Arbeiten. Mehr Frauen sollen in Jobs gebracht und dort gehalten werden. Zudem solle der Zuzug von Migranten erleichtert werden, damit in der Summe der Rückgang der Bevölkerungszahl ausgeglichen werden kann und wir unseren Wohlstand erhalten können.

Die Kanzlerin setzt ihren Fokus auf das Anwerben von Fachkräften aus Europa. Um dies zu erleichten, sollen die sozialen Sicherungssysteme angeglichen werden. Wenn dies passiert ist, könnten z. B. Rentenansprüche problemlos von einem Land in ein anderes mitgenommen werden. Zusätzlich fordert Angela Merkel mehr Flexibilität bei Teilzeitjobs, insbesondere einen leichteren Übergang zwischen Teilzeit- und Vollzeitjobs.

Die sich ändernde Demografie stellt zunehmend komplexere Anforderungen an den Arbeitsmarkt und an die sozialen Sicherungssysteme. Wir werden weiter beobachten, welche Lösungen die Politik hierfür diskutiert und schafft.