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Deutsche fürchten Renteneintrittsalter von 69 Jahren

März 2013

Ein Gastbeitrag von Marlon Siewert (Wirtschaftspraktikant in der INNOVEST AG):

Deutsche fürchten Renteneintrittsalter von 69 Jahren

Wer nach 1964 geboren wurde, wird regulär bis zu seinem 67. Lebensjahr arbeiten müssen. Das von der deutschen Bevölkerung erwünschte Renteneintrittsalter liegt hingegen bei 63 Jahren. Dies zeigt eine im Februar 2013 veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung. Dennoch befürchten bereits jetzt über 50 % der Bevölkerung, dass sie voraussichtlich in 20 Jahren erst mit 69 Jahren ihre Rente beantragen dürfen. Selbst die Rente mit 67 hat noch immer viele Kritiker. Die Diskussion über eine weitere Anhebung des Eintrittsalters gießt zusätzlich Öl ins Feuer. Kritiker bezeichnen es als Zumutung, einen Arbeitnehmer bis in ein derart hohes Alter „schuften“ zu lassen, zumal gar nicht genügend Berufe für die Altersklasse 50plus zur Verfügung stünden.

Gesetzliche Rente sollte ergänzt werden

Die deutsche Bevölkerung ist für eine Reform des Rentensystems durchaus offen, dabei ist ihnen eine Beibehaltung der Rentenhöhe wichtig. Ein Drittel der Befragten vermutet, dass der heutige Rentner mit seiner gesetzlichen Rente nicht mehr ausreichend versorgt sei. Eine angemessene Rente sei nur noch durch eine Kombination aus gesetzlicher, privater und betrieblicher Altersvorsorge möglich.

Eine Pflicht zur privaten Altersvorsorge wird größtenteils abgelehnt. 53 % der Deutschen sprechen sich dagegen aus. Befürwortet wird die Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge, hierfür stimmen 57 %.

Mangelnde Aufklärung über Probleme im Rentensystem

Jeder zweite Deutsche fühlt sich bezüglich der Probleme mit der Altersvorsorge schlecht informiert und aufgeklärt. Dabei fällt auf, dass der schlechte Informationsstand nicht von der Schulausbildung des jeweiligen Befragten abhängt. Nur ca. 9 % der deutschen Bevölkerung mit einem Realschulabschluss fühlen sich sehr gut über Altersvorsorge informiert, unter den Abiturienten sind es gar nur 8 %.

Aktien zur Altersvorsorge verlieren an Attraktivität

Im Jahre 2003 zeigten sich ca. 11 % der deutschen Nicht-Rentner an Aktien zur Altersvorsorge interessiert und investierten in eben solche, um so im Rentenalter auf eine zusätzliche Einnahmequelle zurückgreifen zu können.

Das Vertrauen in die Börse ist seitdem jedoch gesunken. Mittlerweile wären nur noch 7 % der deutschen Nicht-Rentner bereit, sich für die eigene Altersvorsorge auf Aktien zu verlassen. Dagegen wird das Vermieten von Häusern und Wohnungen als zusätzliche Einnahmequelle als ertragreicher eingeschätzt.

Viele Reformen notwendig

Eine diskutierte Maßnahme zur Stabilisierung des Rentensystems wäre eine Bürgerversicherung, d. h. die Ausweitung der gesetzlichen Rentenbeitragspflicht auf Beamte und Selbstständige. 80 % der Deutschen halten z. B. die Pflichtmitgliedschaft von Selbständigen in der gesetzlichen Rentenversicherung für angemessen. Das Bundesarbeitsministerium hingegen findet den Vorschlag nicht sinnvoll. Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt weiter, die Rahmendaten zu schaffen für eine größere Zahl an erwerbstätigen Frauen und älteren Arbeitnehmern zur Stabilisierung des Rentenniveaus. Zusätzlich könnte eine bessere Qualifikation der Beschäftigten die Rentenkassen entlastet. 

Einzelne Maßnahmen versprechen wenig Erfolg. Um die Unterfinanzierung der Rentenkassen zu bekämpfen, ist ein wohl durchdachtes Maßnahmenpaket gefragt.

Rente mit 69 von vielen Seiten gefordert

Die Bertelsmann Stiftung rät zu einer Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 69 bis zum Jahr 2060. Mit dieser Forderung steht sie nicht alleine da. Auch eine Enquete-Kommission des Bundestags empfiehlt diese Erhöhung. Und bereits 2011 plädierten die Wirtschaftsweisen in einem Gutachten für die Bundesregierung für die Rente mit 69 ab 2060.