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Kommt der Wohlstandsknick?

Mai 2014

Wer heute glaubt, dass alle großen gesellschaftlichen Probleme in ferner Zukunft liegen, der täuscht sich. Experten erwarten einen bedeutenden demografischen Knick. Dieser könnte so heftig ausfallen, dass die Grundlage unseres Wohlstandes untergraben wird. Bereits in wenigen Jahren soll sich dieser Knick mit aller Härte bemerkbar machen.

Diese Erkenntnisse gewinnt Rentenexperte Bert Rürup in seiner ausführlichen Studie „Zukunft der Altersvorsorge“, die er mit den Forschungsinstituten HRI und der Prognos AG für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt hat.

Im nachfolgenden Artikel schildern wir Ihnen zunächst die Prognosen. Die vorgeschlagenen Lösungsansätze lesen Sie im anschließenden Artikel.

Demografische Pause

Der Altersvorsorgeexperte Bert Rürup beschreibt, dass sich Deutschland in einer „demografischen Pause“ befinde. Diese rühre daher, dass aktuell lediglich die relativ geburtenschwachen Nachkriegsjahrgänge in Rente gehen. Dies ändere sich laut Rürup noch vor dem Jahr 2020, denn dann gingen spürbar mehr Menschen in Rente und die Zahl der Erwerbstätigen würde drastisch sinken.

Schon aktuell leiden gesellschaftspolitische Herausforderungen wie Altersvorsorge und Geldanlage unter vielen Problemen, insbesondere unter der aktuellen Niedrigzinsphase und den schwachen Kapitalmärkten. Sobald die demografische Pause beendet ist, die Alterung der Bevölkerung also explodiert, erwarten Experten eine Verschärfung der Belastung auf die Altersvorsorge und Geldanlage.

Bert Rürup sieht den Wohlstand für Millionen Bundesbürger in akuter Gefahr, wenn Politik und Bürger jetzt nicht handeln würden. Vor allem der Wohlstand im Rentenalter sei gefährdet.

Einfluss der geburtenstarken Jahrgänge

Rürup hat errechnet, dass sich ab 2030 der demografische Knick verstärkt, weil dann die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.

Ein kleiner Exkurs in die Demografie: Als geburtenstarke Jahrgänge oder Baby-Boomer werden die Jahrgänge 1955 bis 1969 bezeichnet. 1964 wurden 1.357.304 Babys geboren – in dem Jahr war der Baby-Boom auf seinem Höhepunkt. Der sogenannte „Pillenknick“ setzte 1965 ein. Ab dann ging die Geburtenrate stetig zurück. 1970 sank sie schließlich unter das Niveau von 1955. Ab 1972 lag die Geburtenrate dann sogar unter der Sterberate. Die fallende Anzahl der Geburten setzt sich bis heute fort. 2002 war die Zahl der Geburten nur noch halb so hoch wie noch 1964.

Bert Rürup prognostiziert, dass aufgrund dieser Entwicklung Mitte des Jahrhunderts 100 Personen im erwerbsfähigen Alter 61 Personen im Rentenalter finanzieren. 2050 wird es in Deutschland nur noch 36 Millionen Erwerbstätige geben. Aktuell sind es ca. 41 Millionen.

Die meisten bislang durchgeführten Studien blicken nur bis zum Jahr 2030. So blieb bislang das ganze Ausmaß der Konsequenzen im Dunkeln.

Auf Basis der aktuellen Studie prognostiziert Bert Rürup nun, „dass das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen in Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts unabänderlich zurückgeht“.

Dieser Fakt belastet unser Rentensystem im zunehmenden Maße, da es sukzessive immer weniger Beitragszahler und immer mehr Leistungsempfänger gibt. Alternativen müssten dringend forciert werden. Da es immer mehr Rentner gibt, ist der volkswirtschaftliche Wohlstand in der Tat bedroht.