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Rettung vor dem Wohlstandsknick?

Mai 2014

Bert Rürup prognostiziert in seiner Studie „Zukunft der Altersvorsorge“ einen Wohlstandsknick für Deutschland. Dieser rühre daher, dass das zur Verfügung stehende Arbeitsvolumen in Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts zurückgehen werde. Diese Entwicklung sei nicht mehr umzukehren.

Doch der Rentenexperte spricht nicht nur über die Problemstellung, er schlägt auch Lösungen vor.

Opting-out in der betrieblichen Altersvorsorge

Rürup setzt bei der besseren Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge nicht auf Zwang. Vielmehr befürwortet der Rentenexperte eine tarifvertragliche Verankerung. Dabei könnte das sogenannte „Opting-out“-Modell den Ausbau dieser Altersvorsorgesäule vorantreiben. Hierzu sagt Rürup: „In Tarif- und Arbeitsverträgen könnte eine automatische Entgeltumwandlung verankert werden, der die Beschäftigten dann individuell widersprechen könnten.“ Rürup sieht gar eine Renaissance der betrieblichen Altersvorsorge. Als Grund hierfür führt er den zunehmenden Fachkräftemangel an. Die betriebliche Altersvorsorge hält er als ein geeignetes Mittel zu seiner Bekämpfung. Es komme dem Betrieb günstiger, eine betriebliche Altersvorsorge anzubieten, als einen entsprechend höheren Lohn zu zahlen. Die deutschen Betriebsrenten seien laut Rürup die „sichersten der Welt“.

Umfassende Renteninformation

Eine umfassende Renteninformation soll begleitend für mehr Transparenz sorgen. Darin sollen alle Alterseinkommen aufgeführt werden. Eine solche „integrierte Renteninformation“ würde es jedem Bürger erleichtern, seine eigenen Rentenlücken zu identifizieren.

Potenzial der Riester-Rente ausgeschöpft?

Insgesamt haben in Deutschland rund 15 Millionen Menschen eine private Riester-Rente abgeschlossen. Damit sieht Rürup das Potenzial der Riester-Rente als praktisch ausgeschöpft an. Sie sei einmal als Ergänzung für die gesetzliche Rente ins Leben gerufen worden. Rürup empfiehlt, dass man nicht alleine auf die Riester-Rente als Ergänzung zur gesetzlichen Rente setzen sollte. Als Ansatz zum weiteren Ausbau schlägt Bert Rürup eine schrittweise Erhöhung der Förderbeträge vor.  

Rendite der gesetzlichen Rente

Aktuell ist die Rendite der gesetzlichen Rente gar nicht mal so schlecht. Nach Berechnungen, die für die Studie „Zukunft der Altersvorsorge“ durchgeführt wurden, liegt die reale Rendite (also abzüglich der Inflationsrate) für Männer bei passablen 2,4 %. Bei Frauen ist die Rendite etwas besser: Sie liegt bei 3,6 %. Dies hängt mit der höheren Lebenserwartung zusammen. Mit den eingezahlten Beiträgen zur gesetzlichen Rente erwerben die Beitragszahler ein Recht auf eine lebenslange Rente. Je länger also eine Rentnerin oder ein Rentner lebt, desto höher ist die Rendite.

Gesetzliche Rente reicht dennoch nicht

Die Aussage, dass die gesetzliche Rente nicht ausreicht, um in Zukunft den Lebensstandard zu sichern, dürfte mittlerweile in Deutschland allgemein bekannt sein. Ein industriepolitischer Zusammenhang ist der Grund hierfür. In den 1990er Jahren waren sich die Parteien weitestgehend einig, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht mit zu hohen Rentenbeiträgen belastet werden soll. Daher werden diese Beiträge ein bestimmtes prozentuales Niveau nicht übersteigen, das ist gesetzlich geregelt. Konkret darf der Beitragssatz bis zum Jahr 2020 nicht höher als auf 20 % steigen bzw. auf 22 % bis zum Jahr 2030.

Hieraus entsteht nun ein Dilemma – daher auch der prognostizierte Wohlstandsknick:

Bei mehr Rentnern und weniger Beitragszahlern (und fixen Rentenbeiträgen) muss die Höhe der Rente sinken.

Die Höhe der Rente wird dabei als Verhältnis zum Einkommen aus der Arbeitszeit betrachtet. Dieses Verhältnis bezeichnet man neuerdings als „Sicherungsniveau“. Es wird 2030 nur noch bei 43,7 % liegen – Ende des vergangenen Jahrzehnts waren es noch mehr als 50 %.

Rettet uns unsere Regierung vor dem Wohlstandsknick?

Hierauf antwortet Bert Rürup: „Deutschland steht an einem Wendepunkt. Denn die Anzahl der Beschäftigten und das Arbeitsvolumen werden bald von Jahr zu Jahr zurückgehen. Das aktuelle Rentenpaket der Regierung missachtet die daraus resultierenden Herausforderungen: Eine im Trend ansteigende Rentenbezugsdauer für eine wachsende Anzahl von Rentnern lässt sich bei einer rückläufigen Erwerbstätigenzahl nur mit einem schrittweisen Anheben der Lebensarbeitszeit finanzieren – es sei denn, man ist bereit, Wachstumseinbußen und deutliche Beitragssatzanhebungen hinzunehmen.“ 

Die schwarz-rote Rentenpolitik drehe Erfolge der Rentenreformen um 10 bis 20 Jahre zurück. Das derzeitige demografische „Zwischenhoch“ werde für längerfristige Leistungsausweitungen missbraucht.